Kulturfördervereine in Deutschland: Lokale Trends

Das im April 2020 vom Dachverband der Kulturfördervereine DAKU und ZiviZ im Stifterverband veröffentlichte Papier untersucht lokale Trends im Engagement der Kulturfördervereine in Deutschland.

Um ihre Bibliothek im Ort zu erhalten, das Theater in ihrer Stadt zu unterstützen oder das Museum in ihrem Dorf zu restaurieren, engagieren sich Bürgerinnen und Bürger bundesweit in mehr als 16.800 Kulturfördervereinen. Sie spenden Zeit und Geld, bringen Erfahrungen und Kompetenzen ein und fördern damit viele kulturelle Einrichtungen – finanziell und ideell. Das passiert heute mehr denn je, denn Kulturfördervereine boomen! 84 Prozent von ihnen wurden nach 1990 gegründet.

In den ostdeutschen Bundesländern etablierten sich allein in den ersten 20 Jahren nach der Wiedervereinigung 74 Prozent der heute hier ansässigen Vereine. Durch diese Zunahme in eher ländlich geprägten Ländern hat inzwischen bundesweit gut jeder vierte Kulturförderverein seinen Sitz im ländlichen Raum (27 Prozent). Wie wesentlich dieses bürgerschaftliche Engagement für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft ist, zeigt sich in Krisenzeiten wie den gegenwärtigen besonders deutlich.

Sparten-Spitzenreiter ist mit mehr als 6.000 Vereinen der Bereich Musik, Tanz und Theater. Dazu gehören unter anderem Fördervereine von Chören, Musikschulen, Orchestern, Theatern und Opernhäusern, deren Anteil in Baden-Württemberg (52 Prozent) und in Bayern (39 Prozent) besonders hoch ist. Fördervereine im Bereich Baukultur finden sich vermehrt im ländlichen Raum. In Mecklenburg-Vorpommern und in Brandenburg machen sie sogar rund 40 Prozent aus. Fördervereine für Bildende Kunst und Design hingegen sind eher ein städtisches Phänomen und daher in Berlin (18 Prozent) und Hamburg (14 Prozent) überdurchschnittlich stark vertreten.

Das vom Dachverband der Kulturfördervereine DAKU und ZiviZ im Stifterverband gemeinsam entwickelte Papier stellt erstmalig lokale Trends der Kulturfördervereine in Deutschland vor. Denn erst der Blick auf das Geschehen vor Ort ermöglicht aufzuzeigen und zu unterstützen, was unzählige Engagierte täglich und meist ehrenamtlich für die Kultur in ihren Dörfern und Städten leisten.

Handlungsempfehlungen

Für ein kongeniales Miteinander empfiehlt der Dachverband der Kulturfördervereine DAKU, folgende Voraussetzungen zu schaffen:

  • Anerkennungsinstrumente für die Arbeit in den Vereinen vor Ort, um die politische Wertschätzung des bürgerschaftlichen Engagements für die Kultur sichtbar zu machen und zu bestärken
  • Langfristige Sicherung lokaler und auch überregional wirksamer Infrastrukturen, die die Vereine weiterbilden und beraten, damit ihre Arbeit weiterentwickelt und effektiver werden kann
  • Klima des Miteinanders durch alle politischen Ebenen, um das Potential der Aktiven in den Vereinen auszuschöpfen und so zur Sicherung und Entwicklung von Kultureinrichtungen beizutragen
  • Deregulierung der Fördermittelvergabe, damit die Zeit und Energie der Engagierten auch weiterhin in Inhalte statt in Anträge fließt und auch Projektanpassungen in Krisenzeiten flexibel möglich sind
  • Gesetzliche Grundlage für die dauerhafte Finanzierung bürgerschaftlichen Engagements durch Kommunen, Bund und Länder, damit die Förderung ihrer demokratiestärkenden Projekte nicht zum Strohfeuer wird