ZiviZ-Survey:
Engagement im Sport

Der gemeinnützige Sport zwischen Kontinuität und Wandel

Die Sonderauswertung des ZiviZ-Surveys 2012 hat gezeigt: Deutschland ist das Land der "Vereinsmeier". Und der Sportverein ist der deutsche Verein in Reinform. Vom ehrenamtlichen Engagement seiner Mitglieder getragen, gemeinschaftlich verbunden, Akteur und Bühne kommunalen Lebens, verankert über alle Schichten, Milieus und soziale Gruppen hinweg in der ganzen Bevölkerung – kurz: Der Sportverein ist ein Sonderfall der organisierten Zivilgesellschaft.

Aber auch wenn der Sportverein ein Erfolgsmodell ist, geht der soziale Wandel doch nicht spurlos an ihm vorüber. Denn der Sportverein wandelt sich. Außerdem treten an seine Seite neue Mitstreiter im Feld des gemeinnützigen Sports. Neben den klassischen Sportvereinen entdecken Stiftungen, Bürgerstiftungen, Träger der freien Jugendhilfe und andere den Bereich Sport und Bewegung für ihre jeweiligen Zielsetzungen. Kurz: Der gemeinnützige Sport wird pluraler und vielgestaltiger.

Mitgliedschaft ist gleichermaßen Hürde und Potenzial für die Entwicklung von Sportvereinen - auch das ein Ergebnis der Studie. Seltener als in fast allen anderen Bereichen (Kultur, Gesundheit, Soziales u.a.) des gemeinnützigen Sektors kamen Engagierte im Bereich Sport über Eigeninitiative in ein bürgerschaftliches Engagement.

Zwei Drittel der Engagierten gaben an, für ihr aktuelles Engagement von anderen angefragt oder geworben worden zu sein. Eine Erklärung für diese vergleichsweise hohe Bedeutung netzwerkvermittelter Zugänge ins Engagement mag darin liegen, dass Sportvereine klassische Mitgliederorganisationen sind. Mitglieder erbringen in Selbstorganisation Leistungen für andere Mitglieder.

Mit anderen Worten: Produzenten und Konsumenten der von Sportorganisationen erstellten Leistungen sind identisch. Was selbstverständlich erscheinen mag, ist es keinesfalls. Denn in vielen Engagementbereichen setzen sich Engagierte für Personen und Ziele ein, die außerhalb ihrer Organisation liegen. Das gilt für entwicklungspolitische Organisationen genauso wie für Einrichtungen im Bereich Bevölkerungs- und Katastrophenschutz oder in den Bereichen Soziale Dienste und Gesundheit.

Die Gemeinschaft der Mitglieder ist damit das Mobilisierungsreservoir für neue Engagierte, also eine wichtige Ressource für das Vereinsleben. Die ausgeprägten Mitgliedschaftsstrukturen von Sportvereinen können aber auch eine Hürde für die Gewinnung neuer Engagierter sein.

Denn wie sich zeigt, tun sich Sportvereine wesentlich leichter, neue Engagierte zu gewinnen, wenn das Engagement nicht zwingend an den Mitgliedschaftsstatus gebunden ist. Offensichtlich ist ein wachsender Anteil von Engagierten also an einem Engagement interessiert, mit dem nicht gleich eine langfristige gemeinschaftliche Bindung an den Verein eingegangen wird.

 
Jenseits des weiten Feldes klassischer Sportvereine gibt es ein jüngeres, sehr dynamisches Feld, bestehend aus Fördervereinen, Bürgerstiftungen, Trägern der Jugendhilfe und Vereinen, die in der Stadtteilarbeit und anderen Feldern aktiv sind, die ebenfalls den Sport für sich entdecken. Diese Organisationen sind deutlich seltener verbandlich organisiert. Es entwickeln sich also so etwas wie fließende Übergänge am Rand des gemeinnützigen Sports, die möglichweise auch als Entwicklungs- und Kooperationsmöglichkeiten für die klassischen Sportvereine verstanden werden können.