Bürgergenossenschaften sind eine neue und innovative Organisationsform für bürgerschaftliches Engagement. Zumeist sind es Menschen einer Region, die sich zusammenschließen, um bestimmte Versorgungsleistungen oder Infrastrukturen eigenverantwortlich zu übernehmen. So sind in den vergangenen 20 Jahren rund 600 Genossenschaften in unterschiedlichen Bereichen der Daseinsvorsorge gegründet worden, zum Beispiel Dorfläden, Gasthäuser, Bürgerbahnhöfe, Stadtteil- oder Seniorengenossenschaften.
Eine mit Daten aus dem ZiviZ-Survey erstellte und im Juni 2023 vom Genossenschaftsinstitut der Humboldt-Universität zu Berlin veröffentlichte Studie hat untersucht, welche Unterstützungsangebote zur Verfügung stehen, um Bürgergenossenschaften zu stärken. Dabei liegt der Fokus auf Einrichtungen der Engagementförderung, wie Freiwilligenagenturen, Bürgerstiftungen und kommunalen Stabsstellen für bürgerschaftliches Engagement.
Die Ergebnisse zeigen, dass den Genossenschaften zwar Angebote der Engagementförderung zur Verfügung stehen, diese aber kaum genutzt werden. Das sind zum Beispiel niedrigschwellige Projektfinanzierungen, Beratungs- und Qualifizierungsangebote sowie Vergünstigungen für ihre Freiwilligen durch Ehrenamtscards. Die Einrichtungen der Engagementförderung wiederum wissen noch zu wenig über Genossenschaften als eine vergleichsweise neue Organisationsform für bürgerschaftliches Engagement und binden sie deshalb nur selten in ihre Arbeit ein. Die Studie zeigt zudem, dass sich eine stärkere Vernetzung beider Akteure lohnen würde und sowohl Bürgergenossenschaften als auch Einrichtungen der Engagementförderung von einer gezielteren Zusammenarbeit profitieren.
Dass sich Bürgerinnen und Bürger selbstverwaltet und eigenverantwortlich in der Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft zusammenschließen, ist bislang noch viel zu wenig bekannt. Häufig stoßen die Engagierten mit ihren Ideen auf Vorbehalte in der Politik und Verwaltung. Damit mehr Bürgergenossenschaften entstehen und Gründerinnen und Gründer es künftig leichter haben, braucht es zugeschnittene Förderprogramme, die eine unkomplizierte Anschubfinanzierung ermöglichen. Eintragungs- und Prüfkosten könnten übernommen werden sowie vorhandene Expertise aus Gründungsprozessen in unterschiedlichen Geschäftsfeldern stärker gebündelt und genossenschaftlichen Neugründungen zur Verfügung gestellt werden. Dafür fehlen jedoch häufig die Mittel. Kommunen müssen also in die Lage versetzt werden, bürgerschaftliche Vorhaben zu unterstützen und auch finanziell zu fördern.