In Deutschland bilden die mehr als 615.000 eingetragene Vereine die zentrale Infrastruktur für bürgerschaftliches Engagement. Entsprechend stehen eingetragene Vereine mit ihrem in der Regel anerkannten Gemeinnützigkeitsstatus im besonderen Fokus der Engagementförderung mit dem Ziel, mehr Menschen in der Gesellschaft für ein Engagement zu begeistern und sie in ihrem Engagement zu unterstützen.
Trotz der fraglos zentralen Rolle von Vereinen gibt es viele weitere Kontexte, in denen sich Bürgerinnen und Bürger freiwillig engagieren. Aus dem Deutschen Freiwilligensurvey 2019 geht hervor, dass etwa 52 Prozent der 28,8 Millionen engagierten Bürgerinnen und Bürger in Vereinen oder Verbänden tätig sind. Andere beliebte Orte des Engagements sind beispielsweise Kirchen oder staatlich-öffentliche Einrichtungen, wie lokale Bibliotheken, Museen, Schulen oder das Technische Hilfswerk. Zunehmend an Bedeutung als Orte des Engagements gewinnen zudem informelle Zusammenschlüsse ohne Rechtsform, sei es in Form von Protestbewegungen, Nachbarschaftsnetzwerken, Selbsthilfegruppen oder digitalen Netzwerken. Auch in einigen der vermehrt aufkommenden Sozialunternehmen, die sich an der Schnittstelle von Gemeinwohl- und Erwerbsorientierung bewegen, finden sich freiwillig Engagierte, wie zum Beispiel in Energiegenossenschaften.
So lässt sich feststellen: Die Kontexte des freiwilligen Engagements werden vielfältiger und lassen sich immer schlechter auf einen konzeptionell und empirisch klar abgrenzbaren, formal organisierten Dritten Sektor reduzieren. Vielmehr entsteht Engagement zunehmend an den Grenzen von Staat, Markt, Organisationen des Dritten Sektors und privaten Lebenswelten.
Ziele dieses Papiers sind daher, auf Grundlage der Daten des Deutschen Freiwilligensurveys 2019 die organisationalen Kontexte von Engagement (Verein, Staat, Kirche, informelle Initiative etc.) genauer zu beleuchten. Konkret werden die folgenden Fragestellungen untersucht:
Das im Dezember 2023 veröffentlichte Papier
ist Teil des Projekts "(Neue) Grenzen der Zivilgesellschaft" der Geschäftsstelle ZiviZ im Stifterverband. Das Projekt wird gefördert von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt.